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VAZ-Dokumentation:
Stellungnahme der Journalistengewerkschaft
Protest
gegen Wirtschaftszensur
Journalistengewerkschaft
fordert: Expertenbeirat akzeptieren oder abschaffen
Die Journalistengewerkschaft
protestiert, daß bei der Vergabe der Publizistikförderung 1996
durch den Ministerrat heuer erneut wirtschaftliche Zensur ausgeübt
wurde. Drei links-alternative Publikationen (akin, alternative, Zoom),
deren Förderungswürdigkeit nach dem Gesetz vom zuständigen
Fachbeirat festgestellt worden ist, wurden auf Verlangen der ÖVP
von der Förderung ausgeschlossen. Die Journalistengewerkschaft bedauert,
daß die wochenlangen Verhandlungen zu keiner Haltungsänderung
der ÖVP geführt haben. Ohne den Ausschluß der genannten
Zeitschriften hätten die 7,1 Budgetmillionen nicht an 110 Publikationen
ausbezahlt werden können.
Die Journalistengewerkschaft
stellt dazu fest:
- Die Aufgabe der Publizistikförderung
ist, die Meinungsvielfalt auf dem Zeitschriftensektor zu unterstützen
und nicht, daß sich die Mitglieder der Bundesregierung mit Inhalten
der Publikationen identifizieren.
- Im Publizistikförderungsbeirat,
der die Förderungswürdigkeit der Zeitschriften überprüft,
sind auch Experten der Parlamentsparteien, also auch der ÖVP, vertreten.
Die Entscheidungen des Beirates sollten akzeptiert werden oder er ist
abzuschaffen. Die ÖVP könnte außerdem ein Mitglied,
dem sie vertraut, in den Beirat entsenden.
- Die ÖVP ist ein Wiederholungstäter.
1995 wurde gegen vier Zeitschriften Wirtschaftszensur ausgeübt.
Die in Publikationen ausgedrückte Meinung, die man ablehnt, nicht
politisch, sondern mit wirtschaftlichen Sanktionen zu bekämpfen,
entspricht nicht unserer Auffassung von westlicher Demokratie. Derartige
Vorgangsweisen sind derzeit in Europa nur in Kroatien, Serbien und der
Slowakei bekannt.
- Wie die Journalistengewerkschaften
genannter Länder wird auch die Interessensvertretung der österreichischen
Journalisten derartige Akte von Wirtschaftszensur der Europäischen
Kommission für Menschenrechte und dem Europarat in Straßburg
sowie der Internationalen Journalistenföderation in Brüssel
melden.
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