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Neue
Kronen-Zeitung, 27. November 1998 VON PETER GNAM Wien - Skandalöser Vorfall im Publizistikförderungsbeirat des Kanzleramtes: Anträge auf zehntausende Schilling Förderung aus Steuergeld für linksextreme Anarcho-Zeitschriften wurden nur mit ganz knapper Mehrheit verworfen. Der dem Kanzleramt zugeordnete Publizistikförderungsbeirat besteht ähnlich wie die Hörer- und Sehervertretung des ORF aus einer bunt zusammengewürfelten Runde: Parteienvertreter gibt es ebenso wle Abgesandte von Ministerien, des ÖGB, der Universität, der Volksbildung, Kirchen etc. Dieser Beirat hatte zuletzt darüber abzustimmen, ob die Zeitschriften "Tatblatt" und die "Akin" förderungswürdig sind. Für "Akin" wurden 40.000 S beantragt, beim "Tatblatt" blieb die Summe offen. Das Abstimmungsergebnis: Hauchdünne Ablehnung mit einmal 8 zu 7 und einmal 8 zu 5 Stimmen. Als Skandal ist zu werten, daß über die beiden Zeitschriften überhaupt abgestimmt worden ist und es auch Befürworter gegeben hat. Im neuen Staatsschutzbericht von Innenminister Schlögl werden die Druckwerke "Akin" und "Tatblatt" nämlich als linksextrem bzw. anarchistisch eingestuft. Ziel linksextremistischer Gruppierungen sei, laut Schlögl-Broschüre, "die Beseitigung demokratischer Einrichtungen und Durchsetzung einer sozialistisch-kommunistischen oder anarchistisch geprägten Gesellschaftsform". Kommentar von Kanzler-Sprecher
Kalina: Der Beirat habe lediglich beratende Funktion. Selbst wenn es eine
Mehrheit gegeben hätte, wäre die Regierung diesem Rat niemals
gefolgt, weil Aufruf zu Gewalt oder Mißachtung von Gesetz und Ordnung
abzulehnen ist. Das "Tatblatt" wie es im Staatsschutzbericht 1997 des lnnenministeriums als Beispiel für anarchistische Publkationen abgeblldet ist. Zusammen mlt der Zeltschrift "Akin" ist das "Tatblatt" führendes Druckwerk in Sachen Linksextremismus. |